Projektmanagement gibt es schon deutlich länger als es E-Commerce gibt. Trotzdem ist der E-Commerce-Bereich meiner Meinung nach der, in welchem Projektmanagement noch am schwächsten vertreten ist. Warum das so ist, lässt sich nur schwer erklären, denn gerade hier besteht besonderer Bedarf an Projektmanagement, da ein Großteil der Vorhaben, die dort verwirklicht werden, letztendlich Projekte sind. Das heißt, sie haben eine gewisse Einmaligkeit, es gibt nur begrenzte Ressourcen wie Personal, Budget oder Zeit, sie sind komplex und es gibt einen definierten Anfang und ein definiertes Ende. All das sind Merkmale, die sich der DIN-Norm 69901 entnehmen lassen. Man kann also davon ausgehen, dass in den meisten Unternehmen aus dem E-Commerce Projekte stattfinden, doch nur die wenigsten von ihnen betreiben sauberes Projektmanagement. Doch beschäftigen wir uns erst einmal mit der Grundlage.
Was ist Projektmanagement?
Projektmanagement ist all das, was wir tun, damit unsere Projekte erfolgreicher werden. Das können auf der einen Seite Methoden, wie zum Beispiel der Projektstrukturplan, der Projektablaufplan, Zieldefinition, Ressourcenplanung, Risikomanagement und das Stakeholdermanagement sein. Auf der anderen Seite können es aber auch Dinge auf menschlicher Ebene sein. Wie zum Beispiel der Umgang mit Projektbeteiligten, die Führung von Projektmitarbeitern, der Umgang mit Projektsaboteuren oder aber auch Projektmarketing, damit das eigene Projekt im Unternehmen bestmöglich angenommen wird.
Meiner Meinung nach bedeutet Projektmanagement: Im ersten Schritt zu erkennen wann es sich nicht mehr nur um eine Aufgabe, sondern um ein Projekt handelt und dann darauf basierend die richtigen Methoden und Vorgehensweisen auszuwählen, um das Projekt erfolgreich umzusetzen. Projektmanagement dient letztendlich dazu, Projekte erfolgreicher zu gestalten.
Unterscheidet sich Projektmanagement im E-Commerce von Projektmanagement in anderen Branchen?
Die Antwort ist ein klares „Jein“. Natürlich unterscheidet sich Projektmanagement im E-Commerce zum Beispiel vom Projektmanagement im wissenschaftlichen Forschungsbereich. Aber – und das ist das Spannende – auf einer Seite auch wiederum nicht., denn bestimmte Methoden finden in allen Branchen und Bereichen Anwendung. Diese gemeinsamen Methoden sind zum Beispiel die Zieldefinition, der Projektstrukturplan oder auch der Projektablaufplan. Im E-Commerce haben wir eine Reihe ähnlicher und wiederkehrender Projekte. Das können Marketingprojekte sein, das kann die Entwicklung oder auch die Einbindung neuer Produkte sein, auch Programmierprojekte sind denkbar. Das heißt, in der Regel haben wir bestimmte Projektarten die sich immer wiederholen. Und das bedeutet, dass wir möglicherweise mit mehreren sogenannten Projektmanagement-Standardprozessen arbeiten können. Das sind standardisierte Vorgehensweisen im Projektmanagement, die einem dabei helfen, seine Projekte erfolgreich umzusetzen.
Mit einem Projektmanagement-Standardprozess ist eine bestimmte Abfolge von Methoden und Tätigkeiten gemeint, um das Projekt erfolgreich zu planen und zu leiten. Gerade im E-Commerce ist es so, dass zum Beispiel Teamstrukturen oft sehr ähnlich sind. Das heißt, sie bestehen meistens aus unterschiedlichen Spezialisten oder sind sogar virtuell gestaltet. Das würde bedeuten, dass gar nicht alle Teammitglieder für das jeweilige Projekt an einem Ort sitzen, sondern virtuell zusammenarbeiten.
Worauf muss bei virtuellen Teams geachtet werden?
Gerade bei virtuellen Teams gibt es einige Punkte, die erfolgsentscheidend sein können. Vor allem alles, was sich rund um die Kommunikation dreht. Denn gerade wenn die Teams nicht beieinandersitzen und durch die nonverbale Kommunikation, die nun einmal einen Großteil unserer Kommunikation ausmacht, nicht sehen, spüren und hören können, besteht die besondere Gefahr für Missverständnisse. Ebenso ist eine enge Kontrolle und Abstimmung bei virtuellen Teams besonders schwierig. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, sich rund um die Führung und Mitarbeit in virtuellen Teams schulen zu lassen. In meinem Training zeige ich den Teilnehmern konkret, wie sie mit ihren virtuellen Teams arbeiten können und worauf sie achten müssen, um ihre Projekte auch virtuell erfolgreich zu gestalten.
Sind Kennzahlen in E-Commerce-Projekten besonders wichtig?
Der letzte Punkt, auf den ich zu sprechen kommen möchte, sind die Kennzahlen. Meiner Meinung nach sind gerade im E-Commerce Kennzahlen von besonderer Relevanz. Viele Projekte sind vor allem umsatzgetrieben oder sollen Einfluss auf die Markensichtbarkeit haben. Das heißt, es ist unerlässlich die notwendigen Kennzahlen – zu Englisch KPIs (Key Performance Indicators) – zu definieren und dann auch mit ihnen zu arbeiten.
Beim Marketingprojekt können das gewonnene Leads, generierter Umsatz und erzeugte Sichtbarkeit, zum Beispiel auf Facebook, sein. Bei einem Programmierprojekt kann das die Zugriffszeit zum Server, die Conversion Rate oder auch die Verweildauer des Users sein. Es sind also ganz unterschiedliche Kennzahlen denkbar, die den Erfolg eines Projektes im E-Commerce messbar machen. Und anhand genau dieser Kennzahlen, können wir am Ende auch messen, ob das Projektmanagement uns einen Vorteil gebracht hat. Denn so wird sichtbar, ob wir etwas, was wir vorher mit mehr Budget erreicht haben, nun zum Beispiel mit weniger Budget erreichbar ist oder ob wir mit dem gleichen Budget ein besseres Ergebnis erreichen können. In der Regel ist es so: Wird das Projektmanagement richtig ausgeführt, können die Projekte tendenziell erfolgreicher abgeschlossen werden.
Über den Autor
Benjamin Michels hat mit 15 Jahren sein erstes von mehreren Unternehmen gegründet. Er ist erfolgreicher Sachbuchautor und führt mit seinem „Projektmanagement Handbuch“ seit mehreren Jahren die Buch-Charts rund ums Projektmanagement an. Mehr über Benjamin finden Sie unter www.benjamin-michels.de. Dort gibt er Ihnen viele Tipps und Hilfestellungen rund um Projektmanagement. Oder Sie kommen direkt in seine kostenlose Community und können dort direkt mit ihm in Kontakt treten.